Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Am 11. Februar 2025 wird der Safer Internet Day 2025 (SID) gefeiert  werden (zu Informationen siehe https://www.klicksafe.de/). Der Safer Internet Day des jeweiligen Jahres widmet sich bereits seit 2008 einem ausgewählten Thema der Sicherheit im Internet. Das Thema des diesjährigen SID sind „fake news“ unter dem Motto „Keine Likes für Lügen“.

Fake news sind der Tarnumhang des Teufels – ohne fake news könnten die Kriege in der Welt nicht aufrechterhalten werden und könnten viele der unaussprechlichen Gewalttaten nicht stattfinden, die Menschen einander antun. Wir erinnern uns vielleicht, dass in den Zeiten der Corona-Krise Menschen durch fake news dazu gebracht wurden, sich unnötig einem tödlichen Virus auszusetzen oder medizinisch notwendige Vorbeugungsmaßnahmen zu boykottieren. Fake news können harmlos aber auch lebensgefährlich sein.

Die Nachrichtenströme im Internet können mit dem Netz der öffentlichen Trinkwasserversorgung verglichen werden. Sind wir angeschlossen, können wir die Informationen fließen lassen.  Das Trinkwasser wird auf hoher Qualität gehalten – kaum vorstellbar, dass Verschmutzung mit Keimen und Schadstoffen geduldet würde. Können Gesetze die Nachrichtenströme von Verschmutzungen durch Fake News, Hass und Hetze ebenso freihalten? In Deutschland wurde dies mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) versucht. Dagegen kämpfen allerdings die Konzerne, die soziale Netzwerke anbieten, Hand in Hand mit Politikerinnen und Politikern mit dem Argument, das „Recht auf freie Meinungsäußerung“ schützen zu wollen.

Wenn es schon nicht zuverlässig gelingt, selbst strafbare Meinungsäußerungen aus Sozialen Netzwerken zügig zu entfernen, dürfte ein von fake news annähernd freies Internet in näherer Zukunft nicht zu realisieren sein. Es ist daher wichtig, dass Menschen im Internet mit fake news rechnen und den kritischen Umgang mit Nachrichten lernen und/oder weiterentwickeln.

Kritischer Umgang mit Nachrichten in Sozialen Medien („Skeptizismus“) scheint auf den ersten Blick ein geeignetes Mittel gegen fake news zu sein. Aktuelle Studien aus den USA (Li 2025) konnten allerdings zeigen, dass Skeptizismus kein eindimensionales Konstrukt zu sein scheint. Wäre es das, müsste einfach Skeptizismus gefördert werden: je mehr, desto besser. Jianing Li unterscheiden zwischen Genauigkeits- und identitätsmotiviertem Skeptizismus. Während Genauigkeits-motivierte Skeptiker versuchen, der Wahrheit möglichst exakt auf den Grund zu gehen, bezweifeln identitätsmotivierte Skeptiker vor allem das, was den Annahmen der eigenen sozialen Gruppe widerspricht oder auch einfach, was erkennbar nicht von der eigenen Gruppe verbreitet wird. Identitätsmotivierte Skeptiker mit republikanischem Hintergrund in den USA z.B. trauen Nachrichten der Demokraten nicht. Sie glauben allerdings fake news der Republikaner, selbst wenn sie in den Sozialen Medien als fake news gekennzeichnet sind. Das Dilemma einer generellen Förderung von Skeptizismus ist, dass diese identitätsmotivierten Skeptizismus ebenfalls fördert. Identitätsmotivierter Skeptizismus ist ungesunder Skeptizismus, da er die immer tiefere Verstrickung in Verschwörungstheorien fördern kann.

Marie & Petersen (2025) untersuchten die Auswirkungen von Moralisierung der Werte von Evidenzbasierung und logischem Denken. Bemerkenswerterweise zeigten sie, dass gerade diese Einstellung das Teilen von feindseligen und fake news fördern kann. Sie erklären dies damit, dass die Moralisierung der Rationalität oft im Zusammenhang mit einer Form der moralischen Selbstherrlichkeit (der freie und unabhängige kritische Denker vs. gedankenlose Schafe) auftritt. Vermindertes Teilen von feindseligen und fake news fanden die Autorinnen dagegen bei Personen, die ein höheres Maß an intellektueller Bescheidenheit aufwiesen (intellektuelle Demut als Bereitschaft, die eigenen Intuitionen zu hinterfragen und offen für die Perspektiven anderer zu sein).

Was lernen wir also daraus?

Evidenzbasierung und logisches Denken bleiben wichtig, dabei sollten wir allerdings intellektuell bescheiden bleiben. Wenn wir die neuen Informationen skeptisch hinterfragen, sollten wir auch die Motive unseres Skeptizismus hinterfragen.

Abschließend wäre eine Frage zu stellen: Woher wissen Sie, dass es sich bei diesem Blogbeitrag nicht etwa selbst um fake news handelt?

Um dazu Hilfe zu finden, habe ich die KI-Suchmaschine Perplexity befragt:

Antwort: Merkmale seriöser Informationen

Seriöse Informationen zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Überprüfbarkeit der Quellen
  • Wissenschaftliche Fundierung
  • Transparenz
  • Keine manipulativen Absichten
  • Ausgewogenheit der Darstellung

Prüfen Sie selbst!

Quellen:

Li J. Not all skepticism is “healthy” skepticism: Theorizing accuracy- and identity-motivated skepticism toward social media misinformation. New Media & Society 2025; 27 (1): https://doi.org/10.1177/14614448231179941

Marie A., Petersen MB. Moralization of Rationality Can Stimulate Sharing of Hostile and False News on Social Media, but Intellectual Humility Inhibits it. Political Communication 2025; 42 (1): S. 57-84, https://doi.org/10.1080/10584609.2024.2363542.

Bildquelle: https://www.klicksafe.de/sid25/downloads-zum-sid-2025#c54552