Fall 2: Endlose Internetrecherche anstatt zu arbeiten
Frust und Erschöpfung: Was ist nur los mit ihr?
Sie weiß einfach nicht mehr weiter: Die 34-Jährige fühlt sich in ihrem Alltag nur noch überfordert. Sie ist Alleinerziehende und verdient ihr Geld als Selbständige vom Home Office aus. Wenn ihr Sohn im Kindergarten ist, sollte sie eigentlich am nächsten Projekt weiterarbeiten. Doch dann beginnt der Teufelskreis: Sie verliert sich im Internet mit Recherchen. Dabei wollte sie bloß hilfreiche Informationen für ihr Projekt finden. Auf Pinterest zum Beispiel findet sie schöne Möglichkeiten, Tagespläne und To-Do-Listen zu schreiben. Und sollte sie nicht auch mal wieder ihren Arbeitsplatz neu gestalten?
Am Ende verbringt sie den gesamten Vormittag mit Onlinerecherche anstatt an ihrem Projekt zu arbeiten. Wenn sie dann ihren Sohn vom Kindergarten abholt, fühlt sie sich frustriert und wütend. Sie ist wieder keinen Schritt weitergekommen. Abends geht es genauso weiter: Wenn ihr Sohn abends im Bett ist, sucht sie online nach günstigen Klamotten oder verliert sich auf Reiseportalen. Wie schön es wäre, sich endlich mal wieder etwas zu gönnen! Wieder verbringt sie mehrere Stunden im Netz. Kurz vorm Einschlafen fühlt sie sich ausgelaugt und unzufrieden. Sie hat sich den ganzen Tag nur im Kreis gedreht. Was ist nur los mit ihr?
Das hilft: eine neue Arbeitsumgebung und Entspannung
Schließlich meldet sie sich in der örtlichen Ambulanz für Internetsucht an. Sie ist unsicher, ob sie dort an der richtigen Stelle ist. Doch in den Beratungsgesprächen merkt sie: Hier kann ihr weitergeholfen werden. In den Gesprächen geht es vor allem darum, wie sie sich selbst unterstützen kann, nicht im Internet zu surfen, sondern ihrem Beruf nachzugehen. Sie verlagert ihre Arbeit in eine Bürogemeinschaft. Sobald sie dort ist, ist sie motiviert, und die Arbeit klappt super. Ihr Projekt geht endlich voran. In den Gesprächen geht es aber auch um Belohnung und Entspannung – denn der Grund für die abendliche Internetnutzung scheint zu sein, als Alleinerziehende endlich mal „Zeit für sich“ zu haben. Die 34-Jährige beginnt regelmäßig Sport zu machen und abends wieder Bücher zu lesen. Seitdem fühlt sie sich viel zufriedener. Und erstaunlicherweise nimmt das Bedürfnis, im Internet zu surfen, von ganz allein ab.
Hilfsangebote gelten auch für Mädchen und Frauen
Nicht nur junge Männer kämpfen mit einer problematischen Internetnutzung – es gibt auch betroffene Mädchen und Frauen. Zwar sind weibliche Betroffene bisher noch selten in Beratungen und Behandlungen anzutreffen. Auch fällt ihre Internetnutzung vielleicht nicht so negativ auf, weil sie weniger häufig als Männer Onlinespiele nutzen, sondern eher Zeit in sozialen Netzwerken verbringen. Aber auch dies kann negative Auswirkungen haben und Unterstützung erforderlich machen. Womöglich wissen viele Mädchen und Frauen nicht, ob sie ein Problem haben und – falls ja – wo sie Hilfe finden. Alle Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten für Internetsucht richten sich aber selbstverständlich auch an Mädchen und Frauen. Scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu suchen! In unserer Datenbank finden Sie das passende Angebot in Ihrer Nähe.