Finden Sie die passende Beratung und Therapie

Was ist eigentlich … „Screenwashing“?

Bei Screenwashing geht es nicht um neue Methoden für saubere Bildschirme. Screenwashing hört sich nicht zufällig wie „Greenwashing“ („Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen“, https://www.duden.de/rechtschreibung/Greenwashing#google_vignette) an.

Der Begriff „Screenwashing“ wurde von einer niederländischen Forscherinnengruppe, die wichtige Arbeit zu sozialen Medien geleistet hat und leistet, in die Diskussion eingebracht. Die Autorinnen werfen Plattformen sozialer Medien wie insbesondere TikTok und Instagram vor, sich nur zum Schein Gedanken über die Gesundheit von Kindern und die Verhinderung einer problematischen Nutzung sozialer Medien zu machen und dabei Schönfärberei zu betreiben. Diese Bewertung wird anhand von Beispielen für Schutzmechanismen für Minderjährige demonstriert, die so leicht zu umgehen sind, dass sie praktisch unwirksam sind. So zeigt z.B. TikTok Minderjährigen nach einer Stunde täglicher Nutzungszeit einen Warnhinweis an. Das Weiterschauen ist jedoch durch Eingabe des nicht änderbaren Zahlencodes „1 2 3 4“ problemlos möglich. So sichern Unternehmen für Soziale Medien ihr wesentliches Interesse ab, dass nämlich ihr aufmerksamkeitsbasiertes Geschäftsmodell funktioniert, bei dem die Aufmerksamkeit der Nutzenden als Produkt dient, das an Werbetreibende und andere Käufer verkauft wird. Mehr Aufmerksamkeit durch mehr Nutzungszeit gerade bei attraktiven jungen Konsumentinnen- und Konsumentengruppen bedeutet mehr geschäftlichen Erfolg. Das Design und der Algorithmus hinter Social-Media-Plattformen verlängern die Nutzungszeit ihrer Plattform und erhöhen damit das Risiko einer problematischen Nutzung. Da potenziell wirksame Maßnahmen zur Kontrolle und Reduktion der Nutzungszeit direkt ihren kommerziellen Interessen zuwiderlaufen, seien die derzeitigen Maßnahmen von Social-Media-Unternehmen lediglich Beispiele für Screenwashing, so Koning et al (2024). Die Autorinnen fordern daher die Regierungen auf, regulierend einzugreifen. Regierungen in der ganzen Welt hätten nach Ansicht der Autorinnen die Verpflichtung, die Rechte der Kinder vor dem schnell wachsenden Einfluss von Social-Media-Unternehmen zu schützen.

Quelle: Koning IM, van den Eijnden RJJM, Vossen HGM. From greenwashing to screenwashing? How the tech industry plays around with children’s future. Journal of Behavioral Addictions 2024; 13 (1): DOI: https://doi.org/10.1556/2006.2023.00084

Bild mit https://openart.ai erstellt.