Mein Internetprovider gibt mir gewöhnlich Internet und Telefon. Ich schätze das sehr. Eines Donnerstags tat er das nicht. Das DSL-Modem blinkte hektisch rot. Kein Licht bei „Internet“, Dunkelheit bei „Telefon“. Ein mobiler Anruf bei mir selbst ergab, ich sei vorübergehend nicht erreichbar.
Es braucht den „Techniker“
Seither habe ich häufig die Service-Nummer angerufen. Etwa in einem Drittel der Fälle erreichte ich auch jemanden – noch öfter wurde ich allerdings nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit automatisch getrennt. Zu Anrufbeginn kam stets und unabhängig von der Tageszeit (!) eine bedauernde automatische Entgegnung, die Wartezeit sei wegen des unerwartet hohen Anrufer-Aufkommens erhöht. Als ich dann endlich einen Ansprechpartner erreichte, erfuhr ich, dass aller Kampf um die Aufmerksamkeit meines Providers vergeblich gewesen war. Es brauchte den „Techniker“, der die Leitung zuhause prüfte. Kommt der „Techniker“ ins Spiel, kann man froh sein, wenn das Internet irgendwann überhaupt wieder funktioniert.
Gewöhnlich spiele ich in derart angespannten Situationen gern ein paar Runden Microsoft Mahjong. Meine Frau hält den Rekord – aber ich arbeite daran. Das Programm funktionierte ohne Internetanschluss erst mal nicht. Und wenn ich jetzt den Rekord schaffen würde? Jetzt, ohne Abspeicherung online? Zum Glück habe ich noch ein anderes Spiel, ein wirkliches Offlinespiel. Als ich am Sonnabend mit dem schalen Gefühl aufwachte, kein Internet zu haben, kam mir plötzlich die Idee, das Spiel von der DVD zu installieren. Mit dem ersten Kaffee des Morgens in der Hand tat ich das (Ha, Steam-Nutzer! Echte DVDs!). Bei der Eingabe des Sicherheitscodes wurde ich erwischt: Ohne Internet keine Sicherheitsabfrage, keine Spielinstallation.
Ohne Internet weiß ich irgendwie nichts mehr
Ich wüsste jetzt gern, wie das englische Schimpfwort geschrieben wird, dass mir dazu einfiel – leider kann ich es nicht im Internet nachschauen. Mir scheint: Ein Großteil meines Gehirns ist mittlerweile in die Cloud ausgelagert. Wenn ich jetzt vor lauter Verzweiflung krank würde, wen sollte ich anrufen? Die Feuerwehr? (Da kenne ich wenigstens die Nummer auswendig). Ich weiß irgendwie nichts mehr. Wozu auch? Kann man ja schnell googeln! Vielleicht sollte ich mir jetzt einen Webstick holen – wenn ich nicht zu geizig wäre, pro Gigabyte Download zu zahlen. Zudem kann ich vorher keinen Online-Preisvergleich machen. Oder mal schnell bei Amazon bestellen. Apropos Amazon: Kein Fernsehstreaming heute am Sonnabend. Also nehmen, was der Fernseher hergibt?
Währenddessen in einer anderen Realität: Die Sonne scheint bei fast 30 Grand, die Menschen laufen draußen herum, lachen, die Luft vibriert vor lauter Aktivitäten.