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Computerspielsucht – weitgehend nur was für Männer?

Wenn Menschen die Kontrolle über ihr Computerspiel verlieren, so dass das Spiel den gesamten Alltag zu dominieren beginnt, hinterlässt das erhebliche Spuren im sozialen und beruflichen Leben. Können diese Spuren als bedeutsame Beeinträchtigung angesehen werden, die über einen längeren Zeitraum und in beträchtlichem Ausmaß feststellbar sind, kann nach der ICD-11 (https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html) eine „Computerspielsucht“ diagnostiziert werden. Menschen mit einer Computerspielsucht haben das Recht auf eine Beratung (z.B. durch eine Suchtberatungsstelle) und/oder eine psychotherapeutische Behandlung.

Nun haben Studien ergeben, dass Computerspielsüchtige Frauen im Suchthilfesystem etwa im Verhältnis 1/10 auftauchen – also eine Minderheit sind. Woran mag das liegen? Spielen etwa Frauen deutlich weniger am Computer, der Konsole oder dem Smartphone? Früher mag das so gewesen sein, heute jedoch nicht mehr. Eine umfangreiche Studie zur Marktforschung aus den USA hat 2023 ergeben, dass mittlerweile die Hälfte der Gamer Frauen sein sollen (https://mein-mmo.de/haelfte-gamer-frauen/). 47 % der Konsolen-Spielenden, 50 % der PC-Spielenden und 54 % der Mobile-Spielenden waren in einer Befragung von etwa 10.000 Haushalten weiblich. Scheinbar spielen Frauen also mindestens ebenso häufig oder gerne Computerspiele wie Männer!

Es bleibt also rätselhaft: Werden etwa Frauen im Vergleich zu Männern nicht so leicht süchtig, wenn sie Computerspiele spielen? Finden Frauen andere Wege aus der Sucht und nutzen daher das Suchthilfesystem weniger? Werden Frauen gar mit ihrer Sucht allein gelassen und kümmert es niemanden, wenn sie in erheblichem Maße Karrierechancen verpassen oder Leidensdruck haben? Passen Hilfsangebote weniger gut auf die Situation von betroffenen Frauen? Das würden wir gern wissen.

Sollten Sie also weiblich und computerspielsüchtig sein oder gewesen sein bzw. Schwierigkeiten im Umgang mit dem Computerspielen bei sich festgestellt haben, schreiben Sie uns (an erstehilfeinternetsucht@med.uni-tuebingen.de). Uns interessiert insbesondere, wer oder was Ihnen geholfen hat – oder wie ein Angebot aussehen könnte, von dem Sie sich helfen lassen würden. Selbstverständlich werden wir Ihre Angaben vertraulich behandeln!